Sonderausstellungen
Im Sorbischen Museum gibt es Sonderausstellungsräume mit einer Gesamtfläche von 220 m². Die Sonderausstellungen sind ein ergänzendes und vertiefendes Angebot zu den Dauerausstellungen und haben meistens Themen über regionale Charakteristika oder nationale Minderheiten – passend zu unserem Museum. Dabei sind slawische Völker und deren kulturelle Überlieferung von besonderem Interesse. Die Kunstausstellungen ergänzen die programmatische Ausrichtung und eröffnen einen neuen Blick auf bestimmte Themen.
Überblick 2024
12.11.2023 – 25.02.2024 Ducy domoj – Unterwegs nach Hause. Jürgen Matschie, Fotografien 1972 bis 2022
17.03.2024 – 05.05.2024 Ostern bei den Sorben
26.05.2024 – 27.10.2024 Der Bauingenieur Eberhard Deutschmann/Dučman. Zwischen Holzbaukunst und industriellem Bauen
17.11.2024 – 16.03.2025 Вічна подорож. Колір і слово у творчості українського художника Андрія Шарана
Ewige Reise. Farbe und Wort im Werk des ukrainischen Künstlers Andrzej Sharan
Ewige Reise. Farbe und Wort im Werk des ukrainischen Künstlers Andrii Sharan
Вічна подорож. Колір і слово у творчості українського художника Андрія Шарана
Wieczna podróż. Kolor i słowo w twórczości ukraińskiego artysty Andrzeja Sharana
17.11.2024 – 16.03.2025
„Lasst uns die Träume pflegen – die einzige Realität in dieser illusorischen Welt“
Diese seine Worte wirken wie eine Brücke zum künstlerischen und literarischen Werk des ukrainischen Schriftstellers und Malers Andrii Sharan. Er verarbeitet schöpferisch seine – teils traumatischen – Lebenserfahrungen verschiedener Identitäten, der Flucht und dem Leben in einem fremden Land, dem Krieg, der sein Heimatland und seine Familie heimsuchte und die damit zusammenhängenden Konflikte. Dabei gelingt es ihm, sie in einer für die europäische Kultur universellen Symbolik auszudrücken. Sharans poetische Sprache, die zugleich das Literarische und Malerische in sich vereint, ermöglicht es, die individuelle Erfahrung auf die Ebene einer Erzählung über das gemeinsame Schicksal Europas zu heben. Stets bleibt Sharan dabei ein ukrainischer Künstler. Auch deshalb hat sich das Sorbische Museum entschlossen, sein Werk der Öffentlichkeit zugängig zu machen und so die lange Tradition des Brückenschlags zwischen dem sorbischen Volk und den slawischen Nachbarvölkern fortzusetzen.
Andrii SHARAN wurde 1966 in der Region Lviv geboren. Er studierte an der Staatlichen Universität Lviv Rechtswissenschaften und arbeitete danach als Ermittler bei der Staatsanwaltschaft, dann als Rechtsanwalt und führte erfolgreich Prozesse vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Seit 2015 lebt und arbeitet er in Wrocław (Polen). Er hat seine Arbeiten in polnischen Literaturzeitschriften veröffentlicht. Seine Werke werden unter dem Titel „Pantomime der Worte und Farben“ zusammengefasst. Bisher zeigte er sie in vier Einzelausstellungen. Wir laden zum Rahmenprogramm der Sonderausstellung ein.
Dauerausstellungen
Die Dauerausstellung des Sorbischen Museums in Bautzen ist als Rundgang auf einer Fläche von 830m² angelegt und widmet sich der Kulturgeschichte der Sorben vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Thematisch eigenständig besteht die Abteilung der bildenden Kunst.
Erdgeschoss
Beginn des Ausstellungsrundganges
Der erste Ausstellungsraum im Foyer sorgt für eine historische und sprachliche Einordnung der heutigen Sorben und deren Vorfahren. Anhand ausgewählter Exponate, die jeweils für eine Abteilung des Museums stehen, erhalten Sie einen ersten Überblick über die wichtigsten Bereiche der sorbischen Identität.
In dem nachfolgenden Raum werden zunächst die Zeit der slawischen Besiedlung, das Hochmittelalter und die Reformationszeit in der Lausitz behandelt. Der nächste Ausstellungsraum geht auf typische Bereiche der regionalen Wirtschaft ein – zum Beispiel auf die Waldbienenzucht und die Fischerei, Teichwirtschaft, die seit dem Mittelalter einen bedeuteten Wirtschaftszweig bildeten.
Sorbische Lebenswelt
Im Anschluss betreten Sie einen räumlich und thematisch eigenen Bereich mit vier Räumen: zur häuslichen Lebenswelt, der Bau- und Siedlungsweise sowie den Gebräuchen im Jahres- und Lebensverlauf. Hierzu zählt auch die Volksmusik. Musikbeispiele und historische Filmsequenzen machen Geschichte lebendig.
Besonders sehenswert sind die Alltags- und Festtagstrachten aus der Ober- und Niederlausitz in ihren vielen Varianten sowie die volkstümlichen Stickereien. Dies ist nur ein kleiner Teil der umfangreichsten Sammlung sorbischer Trachten.
1. Etage
Der Festsaal
Im Festsaal befindet sich die Literaturausstellung. Der größte Raum des Museums diente von 1835 bis 1907 dem Königlich-Sächsischen Appellationsgericht als Schwurgerichtssaal. Er ist mit Gemälden sorbischer Wissenschaftler und Schriftsteller geschmückt. Unter der Empore versammelt ein Triptychon aus dem Jahre 1930 vom slowenischen Künstler Ante Trstenjak wichtige Denker und Kulturschaffende der sorbischen Kulturbewegung. In den Vitrinen werden alte Druckwerke und Faksimile ausgestellt.
Links und rechts säumen Vitrinen mit Werken wichtiger Vertreter der literarischen Moderne den Raum. Auf der Galerie lädt eine Bibliothek zum Verweilen und Blättern in den zahlreichen Büchern ein.
Im Festsaal finden auch besondere Veranstaltungen, wie Konzerte und Ausstellungseröffnungen statt.
Nationale Bewegung
Nach dem Festsaal führt Sie der Rundgang zum Bereich der Aufklärung bis zur bürgerlich-nationalen Bewegung des 19. Jahrhunderts. Hier wird auf die eigene nationale Bewusstwerdung als slawisches Volk, die literarische und wissenschaftliche Beschäftigung mit den Sorben-Wenden sowie auf weitere entscheidende Faktoren der geschichtlichen Entwicklung hingewiesen. In der Mitte des Raumes befindet sich das so genannte Smoler-Zimmer – als Verweis auf die herausragende Persönlichkeit der sorbischen nationalen Wiedergeburt.
Eine gesonderte Tafel ist den sorbischen Auswanderern nach Übersee gewidmet.
Vom Festsaal aus gelangen Sie auch in den Sonderausstellungs-Bereich im Ostflügel des Gebäudes.
2. Etage
Das Kindermuseum und moderne Geschichte
Im Westflügel des Hauses haben die Besucher die Möglichkeit, sich den Bereich „Kinderzeit früher“ anzusehen. Das museumspädagogische Kabinett ist Teil der Dauerausstellung und wird für Projekte mit Kindern genutzt.
Hinter der Empore des Saales schließen sich die Abteilungen Bildende Kunst und Geschichte des 19./20. Jahrhunderts an. Unter dem Motto „Die Sorben in Deutschland“ wird das Ringen um nationale Gleichberechtigung seit 1871, der Gründung des Deutschen Kaiserreiches bis zur Gegenwart dargestellt.
Bildende Kunst
Neben der Geschichtsabteilung schließt sich der Bereich Bildende Kunst an. Diese Galerie zeigt Werke sorbischer Künstler sowie Kunst mit sorbischer Thematik.
Das Sorbische Museum besitzt die größte Kunstsammlung sorbischer Bildender Kunst. Neben Gemälden und Grafiken gehören die Kunstfotografie und Objekte der angewandten Kunst, unter anderem Plakate und Keramik, dazu. Die Sammlung verfügt über Nachlässe bedeutender sorbischer Künstler, wie z. B. Martin Nowak-Neumann und Otto Garten.
Buchbare Wanderausstellungen
Prjedy hač woteńdźeš - Bevor du gehst
Fotografien von Matthias Bulang
Eine umfangreiche Sammlung von Fotografien der letzten sorbischen Trachtenträgerinnen des Bautzener Fotografen Matthias Bulang (entstanden zwischen 1985 und 2011) war Ausgangspunkt eines Ausstellungs- und Buchprojektes unter dem Titel „Bevor du gehst“. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit zwei weiteren sorbischen Künstlern realisiert – der Schriftstellerin Róža Domašcyna und dem Komponisten Měrćin Weclich.
Gezeigt werden klassische Schwarz-Weiß-Bilder, die Matthias Bulang mit einer herkömmlichen Plattenkamera aufgenommen hat. Die porträtierten Frauen versetzt er in eine für sie charakteristische Umgebung und stattet sie mit berufs- und arbeitsspezifischen Elementen aus. Die dargestellten Frauen bleiben namenlos und stehen stellvertretend für alle Frauen ihrer Generation. Die meisten von ihnen leben heute nicht mehr. Die für die Ausstellung auf nahezu lebensgroßes Format gezogenen Porträts vermitteln so die Illusion, als wären die Frauen noch mitten unter uns und der Betrachter stünde ihnen mit offenem Blick gegenüber.
Die schmerzhafte Antwort auf die Frage nach dem, was mit dem Tod einer jeden von ihnen unwiederbringlich verloren geht, entrückt so für einen kurzen Augenblick.
Die Bilder von Matthias Bulang sind eine Hommage an all die unscheinbaren Heldinnen des Alltags, an einfache sorbische Frauen. Ungeachtet aller ihrer Generation auferlegten Lasten und entgegen aller Anfeindungen ihrer sorbischer Tracht und ihrer Muttersprache wegen haben sie sich ihren Lebensmut, ihre Frömmigkeit und die Liebe zu ihrem Volk bewahrt.
Diese Ausstellung ist multimedial angelegt. Über Kopfhörer können die Besucher Texte der sorbischen Dichterin Róža Domašcyna hören. Die Lyrikerin reflektiert das Leben ihrer Mutter, welche selbst die sorbische Tracht trug. Domašcyna nähert sich den Sinnfragen des Lebens und sucht nach dem Ursprung dessen, was gerade diese Generation von Frauen zusammenschweißte.
Der sorbische Komponist Měrćin Weclich hat sich von den Fotografien inspirieren lassen. Seine eigens zu den Bildern geschaffenen Kompositionen umrahmen das gesprochene Wort und stellen eine emotionale Verbindung zu den Bildern der Ausstellung her.
Material:
48 Banner mit Kunstfotografien und Zitaten in Obersorbisch und Deutsch
Maße 800 x 2500 mm
1 Titel- Banner
Maße 1300 x 2500 mm
In der Heide. Sorbisches auf der Kippe
Serbska hola. Slědy w pěsku – In der Heide. Sorbisches auf der Kippe
Die Ausstellung thematisiert die sorbischen Wurzeln der Lausitzer Heideregion zwischen Senftenberg, Hoyerswerda, Spremberg, Weißwasser und Bad Muskau. Dabei geht es auch um den Identitäts- und Wertewandel der dort lebenden Menschen – unter anderem infolge der Industrialisierung.
Die einzigartigen Trachten und Bräuche der Sorben in der Heide haben sich bis heute erhalten – doch mit dem Abbau der Braunkohle, der Zerstörung sorbischer Orte und mit dem Zuzug Tausender Fremder ins Gebiet geriet das seit mehreren Jahrhunderten aufgebaute Traditionssystem ins Wanken.
„Sorbisches auf der Kippe“ – der Titel der Ausstellung spielt bewusst mit bestimmten Assoziationen. Denn auf der Kippe stehen nicht nur sorbische Dörfer, sondern auch die sorbische Sprache und Identität dieser Region. Und so manche Erinnerung wird achtlos auf der Müllkippe entsorgt. Aber gerade mit dem zunehmenden Verlust wächst das Interesse am Erhalt des Erbes der Vorfahren.
Material:
10 Roll-Ups in Obersorbisch und Deutsch
Maße 1000 x 2000 mm